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Integration Ausländischer Arbeitskräfte

 

Sie sind die Ersten,
werden aber nicht die Letzten sein

LungenClinic startet mit Arbeitsmarktintegration dreier Ukrainerinnen – Sprachbarriere und Bürokratie stellen alle Beteiligten vor Herausforderungen

Neue Pfade
sind zu
beschreiten

Tetiana, Viktoria und Nadia blicken Beate Dahm, Referentin der LungenClinic-Geschäftsführerin Susanne Quante, aufmerksam an. Vor ihnen liegen zahlreiche Formulare, die vor Arbeitsantritt zu unterzeichnen sind und die zum Teil schon übersetzt sind. Google Translate macht es möglich. Denn auch, wenn freundlicherweise einer der russischsprachigen Kollegen der LungenClinic regelmäßig für die aus der Ukraine stammenden Geflüchteten dolmetscht, so sind es doch viel zu viele Formulare, die er übersetzen müsste. Anträge über Anträge, ergänzt um Datenschutzerklärungen, Aufklärungsbögen und Informationsmaterialien; Deutschland ist nicht von ungefähr ob seiner Bürokratie berühmt berüchtigt. Google Translate leistet hier hilfreiche Übersetzerdienste. Wobei das System bei dem Worten wie Datenschutzgrundverordnung durchaus auch an seine Grenzen kommt, da es manche Begriffe aus der deutschen Bürokratie in der Form häufig in anderen Ländern gar nicht gibt.

Google Translate ist ein geduldiger Helfer bei der Übersetzung 
zahlreicher Antragsformulare

Über eine halbe Million Geflüchtete aus der Ukraine sollen inzwischen in Deutschland leben. Im Gegensatz zu anderen Geflüchteten dürfen sie theoretisch sofort auf dem deutschen Arbeitsmarkt ihren Lebensunterhalt verdienen. Theoretisch! Denn praktisch sind viele Hürden zu nehmen. Da in fast allen Branchen Arbeitskräftemangel herrscht, sind Arbeitgeber auch gewillt, diese Hürden zu nehmen. So auch die LungenClinic. Sind die Pfade erst beschritten, so dürfte zeitnah eine gewisse Routine einkehren, doch aktuell gibt es auch für die Personalabteilungen viel Neuland zu erkunden, gerade weil viele Geflüchtete aus der Ukraine quasi ganz frisch im Land sind.

Viktoria und Nadia sind seit März in Deutschland. Nur wenige Tage nach Kriegsbeginn entschieden sich die Familien, dass die Frauen mit den Kindern das Kriegsgebiet verlassen. Die Väter blieben zurück, erhielten aber zeitnah die Rückmeldung, dass die beiden Frauen und die vier Kinder gut in Deutschland angekommen seien. Ein leerstehendes Reihenhaus der LungenClinic Grosshansdorf ist seitdem das Zuhause. Möbel und Haushaltsgegenstände mussten beschafft und ein Käfig für den mitgenommenen Hamster organisert werden. Bei der Gemeinde wurde beim Einwohnermeldeamt die Meldebescheinigung beantragt, beim Sozialamt für die ersten Wochen Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz erbeten. Diese mussten anfangs in Ermangelung eines Bankkontos wöchentlich in bar abgeholt werden. Bei der Ausländerbehörde in Bad Oldesloe gab es die Fiktionsbescheinigung. Beim Jobcenter in Ahrensburg konnten dann Leistungen nach SGB II beantragt werden und beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge die Teilnahmeerlaubnis für einen Integrations-Sprachkurs, deren Beantragung regulär um die fünf Wochen dauert. Bankkonto, Steuer-Identifiktationsnummer und natürlich die Sozialversicherungen wurden ebenfalls veranlasst. Der erste Sprachkurs läuft bereits bei der Volkshochschule in Großhansdorf mit drei Mal wöchentlich drei Stunden, insgesamt 300 Stunden. Für die Arbeit im Krankenhaus bedarf es zudem eines vollständigen Impfschutzes in Bezug auf Covid19, Tetanus, Masern und Hepatitis B. Liegt all das vor, starten die beiden Frauen im Service mit direkten Kontakt zu den Patient:innen als Praktikum drei Stunden pro Tag über drei Monate. Um auch die deutsche Sprache im Praxisalltag zu üben, sollen Essensbestellungen aufgenommen, ins System eingeben werden. Auf die besonderen Wünsche der Patient:innen zu reagieren, soll geübt und gelernt werden. In Kombination mit Sprachkurs und vier Kindern im Haus durchaus eine beachtliche Herausforderung für die beiden berufsfremden Frauen, die in ihrer Heimat als Friseurin gearbeitet beziehungsweise Rechtswissenschaften studiert haben.

300 Stunden Sprachkurs schaffen Grundwortschatz, 
Praktikum in der LungenClinic schafft Begegnungen

Da hat es die gelernte Kinderkrankenschwester Tetiana etwas einfacher. Sie kam vor knapp vier Wochen mit dem Bus aus Odessa. Anfangs war die Hafenstadt von Bombenangriffen verschont gelieben, doch als auch hier die Angriffe losgingen, entschied sich Tetiana eine in Deutschland im Gesundheitswesen tätige Bekannte zu kontaktieren. Diese fragte die LungenClinic, mit der sie kooperiert, an, ob sie eine gelernte Kinderkrankenschwester mit Intensivstationserfahrung gebrauchen könnte und innerhalb weniger Tage war geklärt, dass eines der Gästezimmer der LungenClinic vorerst das Zuhause von Tetiana und ihrem kleinen Hund sein würde. Auch hier waren die genannten Behördengänge zu absolvieren, wobei bei Tetiana als gelernte Fachkraft das Anerkennungsverfahren hinzukommt. Um dieses zu beantragen, müssen vorerst Deutschkenntnisse auf dem Nivau B1 nachgewiesen werden. Das heißt, dass sich die betreffende Person einfach und zusammenhängend über vertraute Themen und persönliche Interessengebiete äußern kann. Grammatik und Rechtsschreibung müssen noch nicht überzeugend sein, aber angesichts dessen, dass das ukrainische Alphabet gegenüber dem unseren so anders ist, ist auch das eine Herausforderung. Um B1 zu erlangen, wird daher davon ausgegangen, dass zusätzlich zu den 300 Stunden auch ein Intensivkurs mit weiteren 700 Unterrichtsstunden benötigt wird. Zusammen heißt das, ein Jahr Sprachkurs plus Beantragungszeiten um dann bei Bestehen von B1 die Zeugnisse übersetzt beim Ministerium einzureichen, um dann nach gut einem halben Jahr Bearbeitungszeit den Defizitbescheid zu erhalten, der aufzeigt, in welchen Bereichen noch Nachholbedarf besteht. Praktisches und theoretische Wissenslücken können mit Hilfe eines Bildungsträgers behoben werden, bis dann nach sechs bis neun Monaten die Zulassungsprüfung ansteht. Da der Bildungsträger mehrere tausend Euro, je nach Nachschulungsbedarf, in Rechnung stellt, ist über einen Bildungsgutschein inzwischen eine anteilige Kostenübernahme beim Jobcenter zu beantragen. Und dann nach etwa zwei bis drei Jahren, wenn alles zeitnah erfolgt und die betreffende Person die Sprachbarriere als größte Hürde erfolgreich überwindet, ist die Fachkraft als solche auch anerkannt einsetzbar.

Erhalt der Defizitbescheinigung ist nach Bestehen der Sprachprüfung
Auf Niveau B1 ein weiterer Meilenstein im Anerkennungsverfahren

Tetiana will diesen Weg gehen. Wann der Krieg in der Ukraine beendet ist, ist nicht ersichtlich, deswegen sieht sie jetzt ihre Zukunft in Deutschland. Die beiden anderen Frauen sind da weniger gewiss, schließlich haben sie noch ihre Männer in der Heimat. Mittelfristig werden sie aber bleiben und für sich und ihre Kinder die Weichen stellen, optional auch in Deutschland bleiben zu können. Die deutsche Gesellschaft braucht Arbeitskräfte und muss in deren Ausbildung investieren. Alternativen gibt es nicht wirklich und daher sind die Ukrainer willkommen. Und auch die LungenClinic braucht Mitarbeiter:innen und will daher in die Ukrainnerinnen investieren, in dem sie mit Rat und Tat unterstützt. Ab Mitte Juni beginnt so auch der wöchentliche interne Sprachkurs für die drei Frauen, in dem es um Fachbegriffe und Alltag in der LungenClinic geht. Zudem gibt es einen wöchentlichen Jour fixe, in dem Fragen und Anliegen besprochen werden können. Tetiana erhält zudem während des Praktikums auf Station eine Pflegekraft an die Seite gestellt, die ebenfalls aus der Ukraine stammt.
Tetiana, Viktoria und Nadia lächeln für das Foto zu diesem Bericht zurückhaltend in die Kamera. Sie sind die ersten Geflüchteten in der LungenClinic, die bereits wenige Wochen nach Ankunft in Deutschland an die Arbeit herangeführt werden. Während andere Geflüchtete Monate und Jahre warten müssen, bis sie arbeiten dürfen, gibt es von Seiten der Politik bezüglich den Menschen aus der Ukraine andere Vorgaben. Die drei Frauen sind die Ersten, sie werden aber nicht die Letzten sein.

März 2023: 
Inzwischen sind neun Monate vergangen. Die damalige Gegenwart ist Vergangenheit und es ist das geschehen, was sich bereits damals abzeichnete: Viktoria und Nadia sind mit ihren Kindern zurück in die Ukraine. Sie vermissten ihre Männer und ihre Freunde und Familien so sehr, dass sie lieber zurück in das kriegsgeplagte Heimatland sind. Die erste von den beiden Frauen verschwand quasi bei Nacht und Nebel mit ihren drei Kindern, so groß war das Heimweh. Die zweite zog einige Monate später wohl überlegt mit ihrer Tochter ebenfalls gen Heimat. Doch der obere Artikel endet auch mit den Worten: "Die drei Frauen sind die Ersten, sie werden aber nicht die Letzten sein." Und genau dies ist auch geschehen. Die einen waren noch nicht ausgezogen, bewarben sich schon die nächsten um Unterkunft und Arbeit. Zudem ist vor einigen Monaten noch Kataryna zugezogen und unterstützt auch auf Station. Hierzu aber an anderer Stelle später mehr.