
Aromapflege ist
Dank und Wertschätzung
für Menschen und Natur
Die Verwunderung ist deutlich in ihren Augen zu erkennen. Erneut führt die ältere Dame ihre Hand zur Nase, nimmt wieder einen tiefen Atemzug und plötzlich wird ihr Blick ganz weich, ihr Gesicht entspannt und man sieht förmlich, wie sie statt im Patientenbett an einem anderen Ort und in einer anderen Zeit ist. Die auf Aromapflege spezialisierte Pflegefachkraft Doreen Meier sitzt am Bett der Patientin und gibt ihr Zeit für ihre Reise in ihre Kindheit, denn dort ist die erst vor Kurzem der Dauer-Beatmung entwöhnte Frau zweifellos. Dann fängt die auf der Intensivstation tätige Pflegefachkraft wieder an, die faltige Hand der Seniorin zu massieren. Deren Schultern entspannen sich sofort und sie lächelt gelöst.
Gegen Schmerzen helfen neben klassischen Medikamenten
ergänzend ätherische Öle wie Lavendel oder Tonka
„Vanille“, sagt sie dann unvermittelt. Die zur Aromaexpertin ausgebildete Doreen Meier nickt und muss erneut die Massage der Hände aussetzen, weil die Patientin eine Hand an die Nase führt. Nach Jahren in einer Atem-WG atmet die Rentnerin erst seit wenigen Tagen wieder selbst. Dadurch, dass sie nach Jahren der Pause selbst durch die Nase atmet, nimmt sie auch mit der Luft Gerüche wieder intensiver auf und entdeckt quasi den Geruchssinn neu. Doreen Meier liebt diese Momente in ihrem Job. Die glänzenden Augen, die einsetzende Entspannung, die Reduzierung der Schmerzwahrnehmung. Gegen Schmerzen helfen neben klassischen Medikamenten ergänzend ätherische Öle wie Lavendel oder Tonka.
„Unsere Öle nutzen zu 100 Prozent die Heilkraft der Pflanzen. Wir nutzen sie zur Hautpflege, Dekubitus-Prophylaxe, Schmerzlinderung und Entspannung. Unsere Patient:innen auf der Intensivstation erhalten ätherische Öle auch zur Mundpflege nach der Beatmung mit Verletzungen im Mundbereich“, erklärt die Aromaexpertin. Mandelöl, Sanddorn, Rose verwendet sie hierfür. Gegen Desorientierung nach einer Operation nutzt sie Bitterorange, Zitrone und Rose. Einige Öle regen auch die Lymphe an und bereits nach ein oder zwei Stunden geht die Schwellung zurück. Stolz zeigt sie Fotos von Patient:innen, die offenbaren wie Manuka-Honig auch bei der Wundpflege in Abstimmung mit den Wundexperten hilft. Dieser wird aus der neuseeländischen Südseemyrte gewonnen und ist für seine antibakterielle Wirkung bekannt. Auf ärztliche Anordnung werden regelhaft entsprechende Wundauflagen erstellt, die das vor allem im norddeutschen Raum leider vergessene Wissen um die Kraft von Heilpflanzen nutzen.
Aromapflege: Lavendel, Mandarine, Benzoa/Vanillearoma wirken
auf Patient:innen der Intensivstation und unheilbar Kranke
auf der Palliativstation entspannend
Ätherische Öle wirken ganzheitlich, sind für die Psyche und den Atem stimulierend und werden daher auch auf der Palliativstation der LungenClinic eingesetzt. Hier und auf der Intensivstation sorgt ein Diffusor für duftschwangere Raumatmosphäre. Lavendel, Mandarine, Benzoa/Vanillearoma wirken zudem auf Patient:innen der Intensivstation sowie unheilbar Kranke auf der Palliativstation entspannend. Die LungenClinic hat mehrere Aromaexpertinnen im Einsatz, die es gelassen nehmen, dass nicht immer alle Mediziner:innen, Pflegekräfte und Patient:innen ihre Überzeugung in die Heilkraft der ätherischen Öle gleichermaßen teilen. Durch ihre tägliche Arbeit in der Aromapflege lassen sie jedoch die ätherischen Öle für sich sprechen und erhalten immer wieder viel Dank und Wertschätzung von jenen Patient:innen, die die Kraft der Pflanzen ganzheitlich auf sich wirken lassen, und ihren Angehörigen. Aber auch viele Kolleg:innen fragen regelmäßig interessiert bezüglich der Wirkkraft nach und Ärzt:innen verordnen in Abstimmung mit den Expert:innen immer häufiger gezielt Aromapflege.
Das Riechen eines Duftes kann in wenigen Momenten das Nervensystem
beruhigen, Ängste lindern und das innere Gleichgewicht unterstützen
Doreen Meier nutzt bei der Aromapflege überwiegend naturreine Öle von Primavera. Das Unternehmen hebt hervor, dass Düfte über die Nase aufgenommen direkt auf das limbische System des Gehirns wirken, in dem Gefühle und Hormone reguliert werden. „Auf diese Weise kann das Riechen eines Duftes in wenigen Momenten das Nervensystem beruhigen, Ängste lindern und das innere Gleichgewicht unterstützen. Die intensive Sinneserfahrung lenkt gleichzeitig die Aufmerksamkeit auf unsere Atmung, die sich automatisch vertieft und uns zur Ruhe kommen lässt.“
Als Doreen Meier das Zimmer verlässt, flüstert die alte Dame unvermittelt: „Es riecht wie damals als wir mit meiner Mutter Weihnachtsplätzchen gebacken haben.“ Die Aromaexpertin dreht sich noch einmal zu der Patientin um und sieht, wie diese ein weiteres Mal an ihrer Hand schnuppert und den Duft auf sich wirken lässt. Dabei gleitet ihr Blick an einen anderen Ort in eine andere Zeit. Die Aromaexpertin tritt derweil zufrieden auf den Stationsflur, gleich muss sie zu einem Intensivpatienten. Die Aromapflege eben hat eine andere Stufe erreicht: Sie hat das Wohlbefinden der schwerkranken Frau gefördert und ihr sogar kurze Momente des Glücks beschert. Doreen Meier liebt diesen Teil ihres Jobs besonders! Rebecca Bellano