
Pneumologische
Frühreha
gab Startschuss
Volker Piepgras ist stolz auf sich und das darf er auch sein. Er hat das Ruder rumgerissen und sein Leben komplett geändert, doch das geschah erst, nachdem er dem Tod ins Auge geblickt hat und nachdem ihm in der LungenClinic die Weichen für einen Neubeginn gestellt worden waren. Der Anfang vom Beinahe-Ende kam schleichend. Als Kind war der 1969 Geborene rank und schlank, hat aber immer viel gegessen, was von seinen Eltern stets gefördert wurde, die als Kind im Zweiten Weltkrieg Hunger erlebt hatten. Mit 25 Jahren bekam er langsam Übergewicht, erst nur ein wenig, doch im August 2020 wog er beachtliche 220 Kilo. Als der Raucher an einem Spätsommertag nach der Arbeit erschöpft und unter starker Atemnot leidend sich auf das Sofa legte, ahnte er nicht, wie es um ihn stand. Durch Zufall kam sein Bruder bei ihm vorbei und fand ihn nicht ansprechbar auf dem Boden liegend vor. Sofort rief er den Notarzt, der intubierte und die Feuerwehr rief, da der unter Lungenentzündung mit Nierenversagen leidende übergewichtige Volker Piepgras aus dem Fenster in den Krankenwagen befördert werden musste.
Bei 220 Kilo Körpergewicht war Gewichtsreduktion ein
wesentlicher Baustein zur Rückkehr in ein normales Leben
Im Krankenhaus wurde Volker Piepgras ersteinmal in ein künstliches Koma versetzt und verblieb 2,5 Monate auf der Intensivstation des UKSH. Dort gelang es, ihn von der invasiven Beatmung zu entwöhnen, es gelang allerdings nicht, den unter einem Obesitas-Hypoventilations-Syndrom leidenden Patienten an die erforderliche nicht-invasive Masken-Beatmung zu gewöhnen. Daher überwiesen sie ihn nach so langer Zeit in die Pneumologische Frührehabilitation der LungenClinic. „Seine Mobilität und seine Selbständigkeit waren maximal eingeschränkt“, schildert Oberarzt Frank Elsholz, Leiter der Pneumologischen Frührehabilitation, den Zustand des Patienten. Sein Barthel-Index lag bei 15 von 100 möglichen Punkten bei voller Selbständigkeit. Er konnte nur mit viel Unterstützung am hohen Gehwagen aufstehen.“ Frank Elsholz erinnert sich, dass Volker Piepgras den Umgang mit dem Beatmungsgerät erlernte und erkannte, dass ihm diese Therapie die Möglichkeit bot, wieder an einem normalen Leben teilnehmen zu können. „Durch die nächtliche Beatmung war es ihm möglich, tagsüber wacher und ausgeruhter zu sein. Er entwickelte durch die zunehmende Mobilität, welche durch die zahlreichen Therapien möglich wurde, auch langfristige Ziele wie ein dauerhafter Gewichtsverlust und eine Rückkehr in das Arbeitsleben“, betont Frank Elsholz.
Nach zweieinhalb Monaten LungenClinic folgte ein weiterer Monat reguläre Reha, so dass Volker Piepgras erst nach einem halben Jahr nachts immer noch Sauerstoff benötigend wieder daheim in Eckernförde war, wo sein älterer Bruder ihn unterstützte. Auch infolge immer wiederkehrender Albträume aus der Zeit im Koma und der Informationen aus der Ernährungsberatung, setzte er all seine Energie darauf, abzunehmen. Viel Protein in Form von Käse und Quark, aber auch Sport, erst nur lange Spaziergänge, später Rad, Fitnessstudio mit Ausdauer und Muskeltraining, sorgten zusammen mit einer Verkleinerung des Magens für eine deutliche Gewichtsreduzierung.
„Mein großes Ziel ist es, bald wieder arbeiten zu können und dann auch wieder
in eine eigene Wohnung zu ziehen und somit selbständig zu sein.“
„Dass ich nicht mehr rauche, hat mir sehr geholfen“, so der 54-Jährige, der noch einige medizinische Eingriffe infolge seiner extremen Gewichtsabnahme benötigt. „Mein großes Ziel ist es, bald wieder arbeiten zu können und dann auch wieder in eine eigene Wohnung zu ziehen und somit selbständig zu sein.“ In den regelmäßig durchgeführten Heimbeatmungskontrollen in der LungenClinic, zuletzt im April 2024, wog er nur noch 90 kg. Die Beatmung ist aktuell zwar weiterhin erforderlich, doch das ist für Volker Piepgras in Ordnung. Und auch Frank Elsholz ist stolz auf die Gemeinschaftsleistung seines interdisziplinären Teams aus Fachärzt:innen, Pflegekräften, Physio- und Atmungstherapeut:innen, Logopäd:innen, Sozialdienst sowie Psycholog:innen: „Die Pneumologische Frührehabilitation hat mit der Einleitung der Beatmung und der Wiederherstellung der Mobilität und der Selbstständigkeit den Startschuss für ein neues, verändertes Leben für Herrn Piepgras geben können.“

Frank Elsholz, Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin, weiß um den positiven Effekt der nächtlichen Beatmung |